BEV zum Übertritt: mehr Ruhe in die Schule bringen

Erstellt von Henrike Paede |

Am 2. Mai werden allen bayerischen Viertklässlern Übertrittszeugnisse ausgehändigt. Das gibt Lehrern und Eltern regelmäßig Anlass, über die Art und Weise der Auslese und über den Zeitpunkt der Selektion von Schülerinnen und Schülern nachzudenken.

Dass letztere in der dritten und vierten Klasse wegen des bevorstehenden Übertritts großem Druck ausgesetzt sind, der das gesamte Familienleben überschatten kann, ist Alltagslast für nicht wenige Eltern. Und dass letztere den Übertritt schon nach der vierten Klasse für zu früh halten, hat im letzten Jahr eine Umfrage des Bayerischen Elternverbands ergeben: rund 85 % der gut 1.100 an der Erhebung beteiligten Eltern waren dieser Meinung.

"Diesem Ergebnis wird das Kultusministerium wie in jedem Jahr seine eigene Erhebung zur Zufriedenheit der Eltern mit dem Übertrittsverfahren entgegen halten", sagt Martin Löwe, Landesvorsitzender des Bayerischen Elternverbands (BEV). "Doch diese Umfrage bildet lediglich die Zufriedenheit mit dem Verfahren selbst ab, also mit Faktoren wie Information der Eltern, Anzahl und Zeitpunkt der Leistungsnachweise, prüfungsfreien Phasen u. a. m. Eine Frage zur Zufriedenheit mit dem Zeitpunkt des Übertritts wird hier gar nicht gestellt. Insofern trifft der Vergleich nicht zu!"

Dem BEV, der gerne wenigstens versuchsweise die eingefahrenen Selektionsschienen verlassen würde, werde bei seiner Kritik stets wie eine Monstranz das "begabungsgerechte und differenzierende" bayerische Schulsystem entgegengehalten. Es sei schwierig, andere Modelle ins Gespräch zu bringen. "Einige Schulen in Bayern, wie etwa die Gesamtschule in Hollfeld, praktizieren eine sogenannte Orientierungsstufe, die mit dem bayerischen Selektionsprinzip absolut kompatibel ist, den Schülern jedoch mehr Zeit lässt, ihren Weg zu finden", erläutert Löwe. "Um mehr dringend benötigte Ruhe in das Lernen zu bringen, wünschen wir uns, dass solche Beispiele in Bayern Schule machen."

Eine weitere Kritik des BEV lautet, dass die Empfehlung für die weiterführende Schulart allein an Noten fest gemacht werde. Diese aber bildeten nur einen geringen Teil der Stärken eines Kindes ab. "Dass eine derart einseitige Sicht auf ein Kind so weitreichende Folgen nach sich zieht, ist nach wie vor nicht zufriedenstellend", moniert Löwe und rät dennoch zu Gelassenheit. "Eltern sind gut beraten, ihr Kind nicht unter allen Umständen und mit knappstem Notendurchschnitt dem Druck einer möglichst 'hohen' Schulart auszusetzen."

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Der Bayerische Elternverband ist der Verband für alle Eltern in Bayern. Er ist gemeinnützig und an keine Konfession, politische Partei oder Schulart gebunden.

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