Bayerischer Elternverband feiert 50. Geburtstag - Demokratie steht im Zentrum der Veranstaltung

Erstellt von Martin Löwe |

Für seine Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum am Samstag, den 21. April 2018 hatte die Stadt Landshut dem Bayerischen Elternverband e. V. (BEV) die schönen Bernlochner Stadtsäle zur Verfügung gestellt. Sie boten einen würdigen Rahmen für die Veranstaltung, die ganz im Zeichen von Demokratie stand - ein Thema, das den BEV seit seiner Gründung beschäftigt.

Nach der Begrüßung und einführenden Worten des Landesvorsitzenden Martin Löwe richtete der Oberbürgermeister der Stadt Landshut, Alexander Putz, ein Grußwort an die Versammlung, in dem er u. a. den Zusammenhang von kommunaler Wirtschaftskraft und Bildungsgerechtigkeit sowie die große Bereitschaft der Landshuter Bürger zu Bildungsinvestitionen hervorhob.

Einen Rückblick auf die Anfangsjahre des Bayerischen Elternverbands gab sodann der damalige Gründungsvorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende des BEV, Friedrich Mager, damals Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung und des BR. In der Gründungszeit beschäftigte sich die Bildungspolitik, und somit auch der BEV, mit der Überführung der konfessionellen Dorfschulen in staatliche Volksschulen. Bis zu 40 Kinder in einem Raum bei nur einem Lehrer und die Trennung nach Konfessionen, die ausgrenzende Situationen schuf, verlangten nach Verbesserungen.

Der Ehrenpräsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), Klaus Wenzel, stellte in seinem Grußwort die Kooperation von Elternhaus und Schule heraus, die dem Lehrerverband seit jeher wichtig ist, und vermittelte die daraus resultierende Rolle des BLLV als "Geburtshelfer" des BEV sowie die bis heute andauernde intensive und gute Zusammenarbeit der beiden Verbände.

Die BEV-Ehrenvorsitzende Ursula Walther berichtete über den Übergang des BEV ins digitale Zeitalter und wie sie diese Gelegenheit ergriff, den BEV zu vernetzen und in den Medien bekannt zu machen. Sie ging auch auf die Zersplitterung der bayerischen Elternverbände ein und auf den Umstand, dass sich der BEV als einziger Elternverband für alle Schularten zuständig fühlt. Während der Schulzeit ihrer Kinder hätten alle Eltern immer mit mehreren Schularten zu tun, daher erfülle die Trennung der Elternverbände nach verschiedenen Schularten keinen Sinn.

Der anschließende Festvortrag von Frau Professor Dr. Ursula Münch, Direktorin der Akademie für Politische Bildung, Tutzing, trug den Titel "Demokraten fallen nicht vom Himmel: Anmerkungen zum Verhältnis von Schule und Demokratie". Er thematisierte gesellschaftliche Veränderungen. Verbände, Parteien und Qualitätsmedien hätten an Bedeutung verloren, während eine individuelle Sicht auf die Welt mehr und mehr mit dem Anspruch auf "die Wahrheit" daher komme. Politische Bildung müsse der Tatsache Rechnung tragen, dass sich durch Digitalisierung und Globalisierung die Machtverhältnisse massiv änderten, sie müsse Einsichten und Urteilsfähigkeit vermitteln sowie Emotionen ansprechen. Ein algorithmisches Grundverständnis müsse mit dem Blick auf die Gesellschaft verbunden werden können. Münch forderte dafür ausgewiesene Fachleute in der Schule, eine angemessene Stundenzahl und, dass Schule zum politischen Erfahrungsraum werde. Die anwesenden Schüler sprach sie als "Hauptpersonen" des heutigen Tages an, denn sie müssten morgen die Fäden der Gesellschaft in der Hand halten können.

Es folgte der eigentliche Hauptteil des Tages, die Vorstellung der Demokratieprojekte verschiedener Schulen. Die Ausschreibung hatte vorgegeben, dass sich Schüler aus dem Blickwinkel Gleichaltriger auf die Suche nach der Demokratie in ihrem Alltag machen sollen. Sechs Schülergruppen, die aus einem Vorauswahlverfahren als beste hervorgegangen waren, stellten ihre Projekte vor. Aus gutem Grund hatte der BEV die Jury zur Hälfte mit Schülern besetzt, denn ihm war die Einschätzung wichtig, wie Jugendliche ihresgleichen für Demokratie interessieren und motivieren können. Maximilian Knack und Moritz Wagner vom Landesschülerrat übernahmen diese Aufgabe außerplanmäßig ohne den erkrankten, aber bereits in der Vorrunde aktiven Lukas Straubinger. Ferner hatten für die Jury Fachfrauen wie Monika Diop-Wernz (Freie Demokratische Schule Ammersee) und Regina Renner (Bayerischer Jugendring) gewonnen werden können. Doris Olschner, Vorstandsmitglied des BEV, vertrat die Elternsicht.

Die sechs im Finale angetretenen Schülergruppen präsentierten überzeugende und eindrucksvolle Projekte der Auseinandersetzung mit Demokratie in ihrem Alltag, klug aufbereitet und engagiert vermittelt. Sie konnten, gestaffelt nach Plätzen, Geldpreise im Gesamtvolumen von 2.000 € mit nach Hause nehmen. Die Preisträger waren:

1. Platz: Gymnasium Schrobenhausen
2. Platz: Frankenwald-Gymnasium, Kronach
3. Platz: Emil-von-Behring Gymnasium, Spardorf
4. Platz: Labenwolf-Gymnasium, Nürnberg
5. Platz: Gymnasium Seligenthal, Projekt "Zusammen sind wir stark"
6. Platz: Gymnasium Seligenthal, Projekt "Seligenthal im Wahlfieber"

Die Preisverleihung als Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung fand nach einer Podiumsdiskussion statt. Unter dem Titel "Demokratie und Schule - passt das zusammen?" stellten sich Monika Diop-Wernz (Freie Demokratische Schule Ammersee), Simone Fleischmann (Präsidentin des BLLV), Professor Dr. Ursula Münch (Akademie für Politische Bildung, Tutzing), Pfarrer Hartmut Grosch (Seelsorger, Sportpädagoge, Meditationstrainer), Maximilian Knack (Landesschülersprecher), und Martin Löwe (Landesvorsitzender des BEV) den Fragen von Moderator Professor Dr. Ernst Fricke (BEV). Die Beiträge der Diskutanten belegten durch zahlreiche praktische Beispiele und Ideen, dass die Titelfrage entschieden zu bejahen ist. Die BLLV-Vorsitzende Fleischmann erläuterte ihren Anspruch auf ein Mehr an Partizipation in einer demokratischen Schule, wo die "aktive Mitwirkung von SchülerInnen, Eltern und Lehrkräften die Demokratie zum prägenden Prinzip schulischen Miteinanders und täglich gelebte Realität" eine "funktionierende Vertrauenskultur zwischen allen Beteiligten und Ebenen" entstehen lässt. Die Vertreterin der Freien demokratischen Schule Ammersee berichtete von der wöchentlichen Schulversammlung, wo jedes Mitglied der Schule - Schüler und Lehrer - jeweils eine Stimme haben und so alle Angelegenheiten der Schule demokratisch geregelt werden. Der Landshuter Pfarrer Grosch erläuterte, warum es in der Schule ohne Noten gerechter und besser motiviert zu Lernerfolgen kommen könnte. Frau Professor Dr. Münch war der Ansicht, dass "politische Bildung in der Schule ein wirksames Mittel gegen Politikverdruss, Apathie, Extremismus und Populismus" sei und "Demokraten nicht vom Himmel fallen, sondern ein ganzes Leben lang politische Bildung bräuchten", man andererseits jedoch nicht dem Trugschluss erliegen dürfe, dass möglichst viel Politische Bildung zwangsläufig gute Demokraten heranbilde. Der BEV Vorsitzende Löwe sprach sich für mehr demokratische Strukturen an Schulen aus und erläuterte die Forderung des BEV nach der Einführung eines Landeselternrats mit entsprechenden Beteiligungsrechten in den bayerischen Schulgesetzen. In seinem Schlussplädoyer erweiterte Löwe den Begriff der Politischen Bildung um den der Persönlichkeitsbildung, verbunden mit der Forderung, dieser im Schulalltag mehr Raum zu geben. Beide seien grundlegend, um aus jungen Menschen Persönlichkeiten zu formen, die, gefestigt in ihren Wertvorstellungen und geübt im kritischen Hinterfragen, das Spiel von Populisten durchschauen können.

Für die finanzielle Machbarkeit der Veranstaltung hatten dankenswerter Weise die Firmen Aristotherm und Festzelt Krämmer, beide Landshut, sowie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw) gesorgt.

Die Projektvorstellungen, Bilder der Veranstaltung sowie Festbeiträge sind zeitnah unter www.bev.de zu finden.


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Der Bayerische Elternverband ist der Verband für alle Eltern in Bayern. Er ist gemeinnützig und an keine Konfession, politische Partei oder Schulart gebunden.

Bei Fragen zu dieser Pressemitteilung wenden Sie sich bitte an
Martin Löwe
Landesvorsitzender BEV
martin.loewe(at)bev.de
Tel.: 0172 8621281
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