Eltern wollen die Hauptschule nicht, auch wenn sie ‚Mittelschule’ heißt

Erstellt von Bayerischer Elternverband e.V. |

Die neuesten Schülerzahlen belegen, dass die Hauptschulen, die künftigen ‚Mittelschulen’, viel weniger Schüler haben werden als angenommen. Immer mehr Schüler wechseln ans Gymnasium und vor allem an die Realschule.

„Die Neuerungen beim Übertrittverfahren haben zumindest einen positiven Aspekt hervorgebracht: Sie spiegeln die Nicht-Akzeptanz der Hauptschule unter den Eltern besser wider als jede Onlineumfrage“, stellt Maria Lampl, stellvertretende Vorsitzende des Bayerischen Elternverbands e.V. (BEV) fest. „Eltern wollen für ihr Kind nur das Beste. Hierbei unterliegen sie jedoch vielen Zwängen, die eine objektive Entscheidung beeinflussen können. So zeigt sich durch den enormen Ansturm auf die Realschulen im kommenden Schuljahr, dass Eltern alle Chancen nutzen, um ihr Kind nicht auf die Hauptschule schicken zu müssen, auch wenn die Empfehlung der Pädagogen manchmal anders lautet.“

Lampl gibt weiter zu bedenken, dass Eltern grundsätzlich die höchstmögliche Schulform für ihr Kind anstrebten. „Ohne mindestens einen mittleren Schulabschluss sind die Berufs- und Lebenschancen unserer Kinder in der hoch technisierten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts miserabel.“ Die Mittelschule, die nicht viel mehr sei als ein neues Schild an der Hauptschultür, könne den Bildungsanspruch der Eltern nicht erfüllen. „Egal, wie viel noch am bayerischen Schulsystem herum geschraubt wird, es wird dessen Schieflage nicht beheben können“, sagt Lampl. Deshalb sehe der BEV zu seiner Forderung nach einer grundsätzlichen Umstrukturierung des bayerischen Schulsystems keine Alternative.

Lampl warnt davor, dass es nun zu hektischen Nachbesserungen kommen werde, da den Realschulen definitiv Lehrer fehlten. Zu erwarten seien überfüllte Klassenzimmer und die Auslagerung von Schülern, keine günstige Voraussetzung für individuelle Förderung.

Der BEV ruft alle Eltern und Lehrer auf, sich für den Umbau des bayerischen Bildungswesens einzusetzen. Dazu gehört eine längere gemeinsame Schulzeit bis zum Ende der Pflichtschulzeit, eine stärkere individuelle Förderung der Kinder schon vor der Einschulung, Freiräume in den Lehrplänen, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ihre Fähigkeiten und Talente zu entdecken und zu erproben, sowie mehr Geld für das Bildungswesen. „Mit der mittlerweile von vielen Eltern und Lehrern als unerträglich empfundenen ‚Flickschusterei’ am bayerischen Bildungswesen muss endlich Schluss sein!“ betont Lampl.