Der Sparkurs in der Bildungspolitik ist zu beenden

Erstellt von Bayerischer Elternverband e.V. / Gymnasialeltern Bayern / BLLV |

Eltervertreterin Ulrike Köllner und BLLV-Präsident Klaus Wenzel: „Die Vorgehensweise der Politik ist ein Schlag ins Gesicht der Nachwuchslehrkräfte“.

München - In einer gemeinsamen Presseerklärung haben die Vorsitzende des Gymnasialeltern Bayern e.V., Ulrike Köllner, die auch für den Bayerischen Elternverband (BEV) spricht, sowie der Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), Klaus Wenzel, an den Bayerischen Landtag und die Staatsregierung appelliert, den rigorosen Sparkurs in der Bildungspolitik zu beenden. „Wer tausenden jungen Menschen die berufliche Zukunft verbaut, obwohl sie dringend gebraucht werden, handelt fahrlässig und verantwortungslos“, kritisierten beide heute in München. Sie bezeichneten die Vorgehensweise der Politik als nicht zu verantwortbaren Schlag ins Gesicht der Nachwuchslehrkräfte. „Betroffen sind nicht nur Gymnasialreferendare, die hundertfach auf die Straße geschickt werden, sondern auch rund 2000 Grundschullehrkräfte. Sie hatten ihre Hiobsbotschaft bereits im Juli vergangenen Jahres erhalten.“ Gleichzeitig herrsche an den Schulen erschreckender Mangel, Unterricht falle aus, die Klassen seien zu groß. „Das wollen wir nicht länger mitmachen“, betonte Köllner. Wenzel prognostizierte, dass zum neuen Schuljahr von voraussichtlich 8000 Neubewerbern für alle Schularten nicht einmal die Hälfte eine Anstellung finden werde. „Dazu kommen jene, die schon länger ohne Beschäftigung sind. Diese Einstellungspolitik gefährdet die Qualität unserer Schulen“, sagte er.

Dabei türmen sich die Probleme an allen Schulen regelrecht auf: übervolle Klassen, vor allem zu große Eingangsklassen an den Gymnasien - hier kommt auch noch die unzumutbare Belastung durch das Abwickeln des doppelten Abiturjahrganges hinzu -, Stundenausfälle wegen Krankheit oder Fortbildung, eine zu hohe Unterrichtsverpflichtung an Grund- und Hauptschulen und viel zu wenig Stunden für die individuelle Förderung. „Anstatt diese Probleme systematisch zu beheben, werden die Schulen ständig weiter geschwächt“, kritisierte der BLLV-Präsident. Das führe dazu, dass die Qualität an den Schulen dauerhaft leide. In dieser Situation signalisiere die Politik tausenden jungen Menschen, die sich intensiv und mit großen Anstrengungen auf ihre berufliche Zukunft als Lehrkräfte vorbereitet hätten, nicht gebraucht zu werden. Das sei verheerend.

Wenzel und Köllner verlangten, die übergroßen Klassen an allen Schularten abzubauen und überall eine ausreichende Lehrerreserve zu installieren, um Unterrichtsausfälle ohne zusätzliche Belastung des Personals kompensieren zu können. „Uns ist klar, dass das Kultusministerium nur die Stellen vergeben kann, die der Bayerische Landtag bewilligt hat - die Hauptverantwortung liegt also beim Landtag und den Abgeordneten. Sie müssen deshalb bei den Beratungen und der Abstimmung zum nächsten Doppelhaushalt deutlich mehr Planstellen für alle Schularten schaffen. Sie müssen den jungen Kolleginnen und Kollegen, die jetzt vor ihrem beruflichen Scherbenhaufen stehen, eine Perspektive eröffnen - das sind sie ihnen einfach schuldig“, so Köllner und Wenzel.

Darüber hinaus ist der eigenverantwortliche Unterricht für Referendare während der Ausbildung deutlich zu reduzieren. Die Unterrichtspflichtzeit für Junglehrer wurde erhöht, weil damit die Unterrichtsversorgung angesichts des damaligen Lehrermangels aufrecht erhalten werden konnte. „Das ist jetzt absurd.”

Köllner erinnerte an die nach wie vor unerträglichen Belastungen an den bayerischen Gymnasien: „Nicht nur viele Schülerinnen und Schüler sind erschöpft, müde und ausgebrannt, auch viele Lehrkräfte kommen an ihre gesundheitlichen Grenzen oder haben sie bereits überschritten.“ Die Anforderungen des G8 seien trotz aller Beteuerungen unverändert hoch. „Druck und Belastung sind extrem.“ Die Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte hätten sich in den vergangenen Jahren aufgrund der hohen Schülerzahlen sowie des Mangels an qualifizierten Fachlehrern/innen kontinuierlich verschlechtert.

Köllner und Wenzel betonten abschließend, dass die Ziele des Kultusministers, wie zum Beispiel die individuelle Förderung an allen Schulen, nur mit deutlich mehr Planstellen umzusetzen seien. Reformen würden aber grundsätzlich auf dem Rücken der Lehrerinnen und Lehrer ausgetragen - davon hätten sie die Nase gestrichen voll.